Junge Liste freut sich über großen Erfolg
Gemeinderat wird deutlich jünger, der Wahlabend von Norbert Höhn
Mit Andreas Buchwinkler wird die Gemeinde nicht nur einen neuen Bürgermeister bekommen, auch der Gemeinderat wird sich nach dem vorläufigen Ergebnis in einem stark veränderten Gesicht zeigen. Als großer Gewinner darf sich die Junge Liste fühlen, die neben dem Gemeindeoberhaupt zukünftig auch sechs Räte entsenden wird. Die Heimatzeitung hat den Wahlabend in einem Stimmungsbild zusammengefasst.
Ausgelassene Stimmung herrscht gegen 20 Uhr beim Lederer-Wirt, wo sich die Junge Liste versammelt hat, um “ihren Bürgermeister” zu feiern. Die satten 73,76 Prozent, mit denen er seinen Konkurrenten Andreas Nutz von der CSU auf Platz zwei verwiesen hat, lassen das Virus für den Moment in den Hintergrund treten. “Ich bin davon ausgegangen, dass ich gute Chancen habe, aber das Ergebnis war dann in der Höhe doch total überraschend für mich”, freut sich der sichtlich beeindruckte zukünftige Bürgermeister und fügt hinzu: “Ich habe einen überwältigenden Vertrauensvorschuss bekommen, dem ich mit aller Kraft gerecht werden will.” Auf den Wahlkampf zurückblickend betont er den fairen Umgang, den die politischen Konkurrenten untereinander gepflegt haben. Den “Arbeitsplatzwechsel” ins Rathaus blickt er relativ entspannt entgegen: “Als zweiter Bürgermeister bin ich in das Geschäft schon relativ gut eingearbeitet.”
Wie den meisten Menschen derzeit bereitet auch ihm die Situation rund um das Coronavirus Sorgen: “Die Gemeinde arbeitet momentan im Krisenmodus und muss von Fall zu Fall Entscheidungen treffen.” Was wird sich im Leben des Andreas Buchwinkler verändern? “Der Arbeitsweg wird um einen Kilometer länger”, sagt er augenzwinkernd und fügt ernsthaft hinzu: “Es wird sich noch mehr als bisher alles um die Gemeinde drehen, aber unsere schöne und intakte Gemeinde und mein Wahlergebnis motivieren mich natürlich.”
Der Fluch der Technik
Ortswechsel ins Saaldorfer Rathaus. Dort sitzt der leicht gestresste Wahlleiter Andreas Langwieder vor dem Computerbildschirm. Die neue Software zur Auswertung der Gemeinderatswahlen hat offenbar ihre Macken. Zudem lassen sich, zumindest in Saaldorf-Surheim, die amtlichen Ergebnisse auf der Landkreis-Homepage nicht aufrufen. Wie gut, dass die Berichterstatter der Heimatzeitung vor Ort waren und im Ticker über den Stand der Bürgermeister- und Landratswahlen informieren konnten. Auch der unterlegene Bürgermeisterkandidat Andreas Nutz findet sich im Rathaus ein. Die geplante “Wahlparty” der CSU war wegen der Virus-Situation kurzfristig abgesagt worden. “Mit einem Sieg habe ich von vornherein nicht gerechnet, aber so um die 40 Prozent rum hätte ich schon erhofft”, hadert Nutz mit dem Ergebnis. Andererseits steht er felsenfest zu seiner Entscheidung, als Kandidat angetreten zu sein: “Der gesamte Wahlkampf und vor allem die vielen Gespräche mit unseren Gemeindebürgern sind eine positive und unschätzbare Erfahrung für mich.”
Derweil treffen nach und nach die USB-Sticks mit den Daten der einzelnen Stimmbezirke ein – Arbeitsgrundlage für Andreas Langwieder und seinen PC. Leises Fluchen immer wieder, wenn der Rechner nicht das tut, was eigentlich sein Job wäre, nämlich Ergebnisse zu liefern. Langsam geht es auf 22 Uhr zu, das Büro des Wahlleiters füllt sich immer mehr mit Vertretern der verschiedenen Gruppierungen, der letzte von insgesamt sechs USB-Sticks wird aus Surheim angeliefert. Dann gegen 22.30 Uhr steht die Zusammensetzung des neuen Gemeinderates endgültig fest. Ausgelassene Freude bei den einen, betretene Gesichter bei anderen.
Großes Hallo natürlich bei der Jungen Liste, die zwei weitere Mandate hinzugewinnen konnte und nun mit sechs Räten vertreten sein wird. Ernüchterung hingegen bei der CSU, die nicht nur den Bürgermeisterposten abtreten muss, sondern auch zwei der bisher acht Gemeinderatsmandate.
Erstmals werden die Grünen mit drei Räten im Gemeinderat vertreten sein, wobei überraschenderweise Dr. Notker Mallach seinen Wiedereinzug sehr knapp nicht schafft.
Weiterhin mit vier Mandaten werden die Freien Überparteilichen Wähler im Gemeinderat vertreten sein. Und dann ist da noch der unverwüstliche Dr. Klaus Koch, der für die nächsten sechs Jahre als Einzelkämpfer die Fahne der SPD hochhalten wird. Karl Halbritter, der mit seiner Ein-Mann-Liste für die AfD angetreten war, schafft den Einzug nicht.
Mit acht Neuen, unter ihnen viele jüngere Gesichter, wird sich der Gemeinderat ab Anfang Mai präsentieren, wobei allerdings der Anteil von nur vier Frauen deutlich Luft nach oben lässt. Zu späterer Stunde trifft der geschaffte, aber sichtlich erleichterte Landratskandidat und Noch-Bürgermeister Bernhard Kern im Rathaus ein: “Ich bin mit meinem Ergebnis von knapp 42 Prozent hochzufrieden und konzentriere mich jetzt voll auf die Stichwahl in zwei Wochen.”
Nochmals zurück beim Lederer-Wirt, wo nicht nur der zukünftige Bürgermeister und seine Mitstreiter den Erfolg feiern – Freude auch bei der Wirtsfamilie, wird doch neben Maximilian (CSU) auch sein Bruder Johann für die Junge Liste in den Gemeinderat einziehen.