Besichtigung Klärwerk in Bayerisch Gmain
Saaldorf-Surheim/Bayerisch Gmain. Als “eine der langfristigsten, schwierigsten und kostenintensivsten Entscheidungen für den Gemeinderat” bezeichnet Bürgermeister Bernhard Kern in der aktuellen Gemeindezeitung die Tatsache, dass zeitnah über ein geeignetes Konzept zur Abwasserentsorgung entschieden werden muss. Aber vielleicht muss man ja das Rad nicht neu erfinden, sondern kann beispielhafte Lösungen aus anderen Kommunen als Anregung nehmen? Auf Initiative des 2. Bürgermeisters und designierten Bürgermeisterkandidaten Andreas Buchwinkler besichtigte deshalb die Junge Liste Saaldorf-Surheim gemeinsam mit der FÜW Saaldorf-Surheim die erneuerte Kläranlage in Bayerisch Gmain. Dort wurden die Gäste von Hans Gruber, Leiter der Bauverwaltung und Klärwärter Harry Pirker umfassend über Konzept, Finanzierung und Technik der Anlage informiert.
Andreas Buchwinkler betonte in seinen einleitenden Worten, dass in Saaldorf-Surheim neben anderen Varianten auch der Neubau einer Kläranlage zur Debatte stehe. Er sei deshalb sehr erfreut, dass viele Interessierte, unter ihnen auch zahlreiche Gemeinderäte, den Weg nach Bayerisch Gmain gefunden haben, um sich eine vergleichbare Anlage anzusehen. Zur Situation in Saaldorf-Surheim informierte Buchwinkler, dass die Kläranlage Saaldorf noch eine Laufzeit bis 31. Dezember 2022 hat. Die für 2 000 Einwohnergleichwerte (EGW) ausgelegte Anlage wurde 1974 errichtet und arbeitet nach dem mechanisch-biologischen Prinzip mit belüftetem Teich. Bei der 1978 in Betrieb genommenen und für 3 500 EGW ausgelegten Kläranlage Surheim handelt es sich ebenfalls um eine mechanisch-biologische Anlage mit Scheibentauchkörpern. Deren Laufzeit ist bis zum 30. Juni 2026 befristet. Laut Buchwinkler würden derzeit mehrere Varianten geprüft. Denkbar wäre ein Neubau der zwei bestehenden Anlagen an ihren jetzigen Standorten oder alternativ die Neuerrichtung eines gemeinsamen Klärwerks in Surheim. Angedacht sei auch die Einleitung der Gemeindeabwässer nach Siggerwiesen in die Anlage des Reinhalteverbandes (RHV) Salzburg, so Buchwinkler. Bei einem Neubau am Standort Surheim würde der dort zur Verfügung stehende Platz ausreichen. Zudem wäre während der Bauphase ein Parallelbetrieb der bestehenden Kläranlage möglich, erklärte Buchwinkler. Bei allen Überlegungen spiele natürlich der Kostenfaktor eine wichtige Rolle. Derzeit werde eine Kostenvergleichsrechnung erstellt, in die alle gesetzlichen Vorgaben und Regelwerke einfließen. Dies sei sehr wichtig, da alle Kosten der Abwasserbeseitigung auf die Haushalte umgelegt werden “Unsere Entscheidung wirkt sich direkt auf den Geldbeutel der Bürger aus, deshalb ist es unbedingt vorrangig, eine nachhaltige, aber auch sparsame Lösung zu finden”, hob Buchwinkler hervor.
“Es war nicht immer ganz einfach und bedurfte vieler Überlegungen und manchmal auch kontroverser Diskussionen”, beschrieb Hans Gruber die Vorgeschichte der neuen Bayerisch Gmainer Kläranlage. Der Ort habe rund 3 000 Einwohner, wobei als Besonderheit 30 000 Gäste mit 150 000 Übernachtungen hinzukämen.
Bis zum Spatenstich zogen zehn Jahre ins LandSeit dem ersten Ausbau der Kläranlage im Jahr 1974 sei auch die Salzburger Nachbargemeinde Großgmain mit ihren 2 500 Einwohnern beteiligt. Zusammen würde das einer Größenordnung entsprechen, die mit Saaldorf-Surheim vergleichbar wäre. “Was machen wir?”, diese Frage sei erstmals 2007 angestanden, blickte Gruber zurück. Mit dem Umbau der alten Anlage, der Ableitung nach Bad Reichenhall oder einem kompletten Neubau seien auch hier verschiedene Varianten ins Auge gefasst worden. Entsprechende Wirtschaftlichkeitsberechnungen hätten schließlich zu dem Ergebnis geführt: “Wir machen es allein.” Allerdings seien noch über zehn Jahre vergangen, bis 2017 der Spatenstich erfolgen konnte. Die Gesamtkosten des Projekts bezifferte Hans Gruber mit rund 3,65 Millionen Euro. Die Kläranlage ist, wie Hans Gruber abschließend ausführte, ein Gemeinschaftsunternehmen der Gemeinden Bayerisch Gmain und Großgmain mit zusammen etwa 6000 Einwohnern. Die beiden Gemeinden sind je zu einer Hälfte beteiligt und teilen sich sowohl Betriebskosten als auch die Investitionen. Das Bayerisch Gmainer Klärwerk ist auf circa 12 000 EGW ausgelegt und bietet damit auch in Zukunft noch Kapazitäten für die Erweiterung der beiden Gemeinden.
Klärwärter Harry Pirker erläuterte im Anschluss die Funktionsweise einer modernen Kläranlage “Wir haben wertvolle Informationen und Anregungen aufgenommen, die uns sicherlich bei der Entscheidungsfindung in Saaldorf-Surheim helfen werden”, bedankte sich Andreas Buchwinkler abschließend im Namen der Besuchergruppe.
Text und Bild Norbert Höhn