Kletzein als Segensbringer und Wohltäter
Vorweihnachtliches Brauchtum kommt der Kinderkrebshilfe zugute
Saaldorf-Surheim. „Kletz Kletz hant do, Kletz Kletz hant do, geh toats uns auf die Tür! In unserm Sack die guatn Gabn, ihr wißts, die möchtn mir: Vui Guatln, de frisch bocha san und Nussn, de recht krocha dan und Äpfe rot und schwar und ZehnerIn mögn ma a.“ Mit dem bekannten „Angerer Kletzeilied“ aus der Feder von Anna Kangler wurden am vergangenen Donnerstag viele Surheimer Familien überrascht, als sie ihre Türe öffneten. Dunkle Gestalten mit geschwärzten und vermummten Gesichtern zogen von Haus zu Haus und baten um eine Gabe. Die Surheimer ließen sich nicht lumpen und so füllte sich neben der Geldkasse auch der mitgeführte Jutesack bald mit Obst, Plätzchen und Süßigkeiten. Vielleicht war auch Kletzenbrot dabei, von dem der Brauch seinen Namen hat. „Kletzen“ ist in Teilen Österreichs und Bayerns die Bezeichnung für Dörrbirnen. Das Wort hat seinen Ursprung im mittelhochdeutschen, „kloezen“, was so viel wie „spalten“ bedeutet. Es kommt daher, weil die Birnen vor dem Trocknen gespalten wurden. Das Kletzenbrot ist eines der ältesten Weihnachtsgebäcke. Wegen seiner langen Haltbarkeit kam es früher vor allem den armen Klöcklern zugute. Der Brauch des „Kletzeins“, in anderen Regionen auch als „Anklöckeln“ bekannt, hat seine Wurzeln im 15. Jahrhundert und findet immer an drei genau bestimmten Donnerstagen vor Weihnachten statt. Die Saaldorf-Surheimer Kletzein stellen die Geldspenden jeweils einer wohltätigen Institution zur Verfügung. „Wie schon im vergangenen Jahr, soll der Spendenerlös auch heuer der Kinderkrebshilfe Berchtesgadener Land-Traunstein zugutekommen“, erklärt Andreas Buchwinkler. So freuten sich die Kletzein nicht nur über Naturalien, sondern auch über „Zehnerl“ und „Zehner“, die in der Spendenbüchse landeten. Die Idee, auf diese Weise bedürftige Menschen zu unterstützen, stammt von der Jungen Liste und dem Mundart-Chor. Wenn die Kletzein am Donnerstag, 12. Dezember noch einmal, diesmal in Saaldorf, unterwegs waren, werden sie sich auch wieder mit ihren Segenswünschen verabschieden: „Kletz Kletz warn do, Kletz Kletz warn do, toats wieder zua die Tür! In unserm Sack die guatn Gabn, mir sagn ,,Gelts Gott“ dafür. Gott schütz die Leut, das Viech und s‘ Haus und alle, die gehn ein und aus vor Krieg, vor Brand, vor Not, vor Krankheit und vorm Tod.“
Text und Bild Norbert Höhn